… in der von Armin Wolf moderierten Podiumsdiskussion beim Werbeplanung.at Summit in der Wiener Hofburg.
Die Keynote von Anthony Williams („Macrowikinomics“) wurde – durchaus auch zurecht – von der einschlägigen Community insbesondere auf Twitter mit „Ja, und was davon war jetzt eigentlich neu?“ durchgewunken. In der von Armin Wolf (exzellent!) moderierten Podiumsdiskussion unmittelbar danach zeigte sich, dass die Inhalte zwar nicht neu, von der praktischen Umsetzung in Unternehmen aber leider bisweilen sehr weit entfernt sind.
Da ist sogar die Einrichtung eines Webshops oft eine Frage mehrerer Jahre, wie wir in der Diskussion hörten, und Corporate Social Media ist mit einer Facebook Seite schon oft erschöpft, wenn es überhaupt bis dahin reicht. Strategien suchen wir in der Realität auch leider häufig vergebens.
Gerade vor dem Hintergrund, dass Österreich eine außergewöhnlich hohe Adoption beispielweise auf Facebook hat*, ist es besonders erstaunlich, dass die Masse der Werbegelder hier nach wie vor hauptsächlich in Print, danach im Rang 2 an TV geht. Eine solche Verteilung der Werbegelder ist derzeit sonst nur in Schwellenländern üblich (Armin Wolf gestern beim Werbegipfel des WP Summit). Das kann mit der Abneigung der ÖsterreicherInnen gegenüber sozialen Medien nicht erklärt werden – das Gegenteil ist bewiesen*.
Eine Studie der GfK und des Deutschen Investor Relations Verbands in D-A-CH zeigt (siehe auch diesen Artikel des Internet World Business), dass die Verbreitung/Adoption von Social Media als gleichberechtigtes Standbein der Unternehmenskommunikation bzw. des Marketings in die Kommunikations/Werbestrategie einzubeziehen, sehr weit von dem entfernt ist, was es sein müßte.
Meiner Erfahrung nach – fast empirisch (mehrere hundert Unternehmen) – sagen so gut wie alle Vertreter von Marketingabteilungen größerer Unternehmen und Unternehmer selbst, dass sie selbst zu wenig Ahnung davon haben, und dass sie Schulungen, die von Leuten gemacht werden, die auch Agentur- oder Beratungsleistung verkaufen, sehr mißtrauisch gegenüber stehen, weil sie immer und meist zurecht unterstellen, man wolle ihnen etwas verkaufen. Deshalb sind Trainings, Einzelberatungen und Ausbildungen ohne Verkaufsinteresse DIE dringende Leistung, die in der Wirtschaft gebraucht wird. Es ist nämlich noch LANGE nicht klar, dass Social Media CRM und Marketing unverzichtbar sind und dass in Unternehmen bekannt ist, wie man das strategisch richtig anlegt.
Für mich immer wieder spannend, wenn ich (auch heute noch) höre, man würde noch überlegen, ob man Social Media näher treten würde … Gerne deshalb für jene, die überlegen: Dein Unternehmen ist schon im Social Web. Du wirst schon diskutiert. Du wirst schon gevotet. Bloß: Du weißt nichts davon und Du hast keine Möglichkeit, auf Fragen zu antworten, Beschwerden sympathisch zu lösen … weil Du nicht teilnimmst. Du bringst Dich auch um die Chance, mit (neuen) Kunden und Interessenten persönlich – vielleicht auch zuerst über etwas ganz anderes – ins Gespräch zu kommen. An sich ist es genau das, was man als Unternehmen bei vielerlei anderen Gelegenheiten vielleicht vergeblich versucht. Hier läßt man es sich entgehen? Tatsächlich kann es aber als sträfliche Unterlassung gewertet werden, wenn Unternehmen nicht strategisch und systematisch an Social Media teilnehmen. Diesen Teil der Unternehmenskommunikation auszulassen heißt, Beschwerden nicht zu kennen, Fragen nicht zu beantworten, Interesse abwandern zu lassen … Schlicht: geht nicht. Bei Social Media handelt es sich um ein unverzichtbares Standbein der Unternehmenskommunikation – das aber natürlich professionell in Angriff genommen werden muss. Halten Sie sich bitte von „Beratern“ fern, die meinen „Also, Sie brauchen erst mal eine Facebookseite, zufällig kann ich Ihnen eine solche machen, und dann kriegen Sie „Fans“. Das ist nicht Social Media, sondern unseriös. Social Media ist ein ebenso professioneller Vorgang wie andere Unternehmenskommunikation und hat mit dieser gemeinsam entwickelt zu werden, alles zusammen sollte dann zur integrierten Kommunikationsstrategie des Unternehmens werden. Das „Wie“ wird in diesem Beitrag nicht diskutiert (das würde dann doch um ein sehr Vieles zu weit führen 😉 – Social Media Strategie wäre auf zwei Absätzen denn doch leicht verkürzt …).
Verabsäumnisse hier rächen sich schnell: Der alleingelassene Beschwerdeführer kann via Social Media heute Unternehmen an den Rand des Ruins bringen (Beispiel Kryptonite). Der alleingelassene Kunde wird von der Konkurrenz gerne genommen und er wird gerne gehen. Und ich glaube, das wollen wir so nicht. 😉
* in etwa 2,5 Millionen Österreicher haben einen Facebook Account, prozentuell ist das wesentlich besser als beispielsweise in Deutschland